Die Wikinger waren nicht nur für ihre Schiffe, Waffen und Erkundungsfahrten bekannt, sondern auch für ihre kunstvollen Gewänder, farbenfrohen Dekorationen und tief verwurzelten Symbole. Eine der bedeutendsten Farben in der nordischen Kultur war Blár, das altnordische Wort für Blau. Doch diese Farbe war weit mehr als nur ein dekoratives Element – sie hatte eine tiefgehende Bedeutung in der Gesellschaft, wurde mit Status, Stärke und manchmal auch mit dem Jenseits in Verbindung gebracht.
Blau war in der Wikingerzeit eine aufwendige und teure Farbe, die nicht jedem zur Verfügung stand. Sie spielte eine bedeutende Rolle in der Kleidung wohlhabender Wikinger, wurde in Bannern und Wappen verwendet und hatte sogar eine spirituelle Komponente. Doch woher stammte der blaue Farbstoff, und welche Bedeutung hatte er in der nordischen Welt?
Blau war eine Farbe mit mehreren symbolischen Ebenen. In der nordischen Gesellschaft wurde sie häufig mit Macht, Autorität und göttlicher Verbindung assoziiert. Besonders unter Kriegern galt Blau als Farbe der Stärke und Einschüchterung, da sie mit dem dunklen Wasser der Fjorde, dem ungezähmten Meer und der Kälte des Nordens in Verbindung gebracht wurde.
In einigen Sagas wird erwähnt, dass Krieger blaue Kleidung oder mit blauem Farbstoff bemalte Rüstungen trugen, um in Schlachten furchterregender zu wirken. Es gibt Hinweise darauf, dass einige Wikinger ihre Haut mit blauen Farbstoffen einfärbten, möglicherweise zur Abschreckung oder als rituelle Praxis. Dies könnte mit dem Glauben an übernatürliche Kräfte verbunden gewesen sein, die den Träger schützen oder ihm zusätzliche Stärke verleihen sollten.
Auf der spirituellen Ebene war Blau mit den Göttern und der Weisheit verknüpft. Es wird vermutet, dass Odin, der höchste Gott der nordischen Mythologie, manchmal mit einem blauen Mantel dargestellt wurde, der seine Verbindung zum Himmel, zur Magie und zur verborgenen Weisheit symbolisierte. Blau könnte in diesem Kontext für die transzendentale Macht, die Weitsicht und das tiefe Wissen Odins stehen, das er durch seine Reisen zwischen den Welten erlangte. Die Farbe erinnerte daran, dass Wissen nicht nur durch Bücher oder Lehren, sondern auch durch Opfer und persönliche Erfahrungen gewonnen wurde – ein zentrales Thema in der Mythologie um Odin.
Auch Njörðr, der Gott des Meeres und des Wohlstands, könnte mit Blau in Verbindung gebracht worden sein. Als Herrscher über das Meer, die Seefahrt und den Handel verkörperte er die unendliche Weite der Ozeane, die für die Wikinger sowohl Lebensgrundlage als auch Herausforderung darstellten. Die Farbe Blau könnte daher nicht nur als Symbol für das Wasser selbst, sondern auch für den Reichtum, den Handel und die Entdeckungsreisen gestanden haben, die das Leben der Wikinger prägten. Wer Blau trug oder sich mit blauen Symbolen schmückte, könnte damit seine Verbindung zum Meer und seine Abhängigkeit vom Wohlwollen Njörðrs ausgedrückt haben.
Gleichzeitig konnte Blau auch mit dem Jenseits und den Toten assoziiert werden. In manchen Überlieferungen wird die Hautfarbe von Toten oder Geistern als blauschimmernd beschrieben, was möglicherweise auf die blasse, kälteeingefrorene Haut von erfrorenen Kriegern zurückzuführen ist. Diese doppelte Bedeutung von Blau – als Farbe der göttlichen Weisheit, des Ozeans und der Weite, aber auch der Unterwelt und des Schicksals – machte sie in der nordischen Kultur besonders facettenreich und vielschichtig.
Die Herstellung blauer Farbstoffe war im frühen Mittelalter kompliziert und aufwendig. Während rote und gelbe Farbstoffe relativ leicht aus Pflanzen oder Erzen gewonnen werden konnten, war Blau seltener und teurer.
Der Hauptfarbstoff für Blau in der Wikingerzeit wurde aus Färberwaid (Isatis tinctoria) gewonnen, einer Pflanze, die besonders in Mitteleuropa und Britannien vorkam. Diese Pflanze wurde geerntet, getrocknet und in einem aufwendigen Gärungsprozess verarbeitet, um den blauen Farbstoff freizusetzen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Wikinger durch ihre Handelsrouten Zugang zu Färberwaid hatten, möglicherweise über die Britischen Inseln oder das Fränkische Reich.
Blauer Farbstoff konnte auch aus bestimmten Muscheln oder Mineralien wie Lapislazuli gewonnen werden, doch diese Quellen waren extrem selten und wahrscheinlich nur für die reichsten Mitglieder der Gesellschaft verfügbar. Der Zugang zu blauem Stoff oder blauen Dekorationen war daher ein Zeichen von Reichtum und sozialem Status.
Blau war eine Farbe, die nicht nur für Kleidung verwendet wurde, sondern auch für Banner, Schilde und Schiffsverzierungen. In der Wikingerzeit wurden oft auffällige Farben genutzt, um Zugehörigkeit und Macht auszudrücken. Krieger und Jarl-Familien hatten oft farbige Banner, die ihre Stärke auf dem Schlachtfeld repräsentierten.
Es gibt Hinweise darauf, dass blaue Banner oder Schilde mit symbolischen Mustern bemalt wurden, um Feinde einzuschüchtern oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zu kennzeichnen. Da Blau eine teure Farbe war, könnte sie in bestimmten Fällen als Zeichen der Elite oder einer besonderen Kriegerklasse verwendet worden sein.
Auf Wikingerschiffen wurden die Schilde entlang der Seiten oft farbig bemalt. Es ist möglich, dass blaue Schilde eine besondere Bedeutung hatten, vielleicht für Elitekrieger oder Schiffe mit übernatürlicher Symbolik.
Blau wurde selten allein getragen, sondern oft mit anderen Farben kombiniert. Besonders die Kombination aus Blau und Rot war auffällig, da sie Stärke und Kraft symbolisierte. Rote Farbstoffe waren leichter verfügbar und wurden oft mit Blau kombiniert, um auffällige Kontraste zu erzeugen.
Ein weiteres häufiges Farbmuster war die Verbindung von Blau und Weiß, was möglicherweise mit Reinheit, Weisheit oder göttlichem Schutz in Verbindung gebracht wurde. In festlichen oder zeremoniellen Gewändern könnte Blau mit Goldstickereien kombiniert worden sein, um den Wohlstand und die Bedeutung des Trägers zu unterstreichen.
Blau war eine Farbe der Macht, Stärke und spirituellen Weisheit. Sie wurde mit Odin, den Kriegern und dem Meer in Verbindung gebracht. Die Wikinger sahen in Blau eine Mischung aus Kälte, Entschlossenheit und übernatürlicher Kraft, was sie zu einer bedeutenden Farbe für bestimmte gesellschaftliche Gruppen machte.
Blau hatte aber auch eine gewisse Dualität – es konnte mit Weisheit und Schutz assoziiert werden, aber auch mit dem Tod und der Welt der Geister. Die seltene Natur der Farbe machte sie umso begehrenswerter und wertvoller.
Die Herstellung blauer Farbstoffe war in der Wikingerzeit eine anspruchsvolle Kunst, die sowohl technisches Wissen als auch Geduld erforderte. Blau war keine Farbe, die einfach aus jedem beliebigen Pflanzenextrakt gewonnen werden konnte – sie musste durch aufwendige Verfahren aus bestimmten Rohstoffen extrahiert und stabilisiert werden.
Die wichtigste Quelle für blauen Farbstoff in der Wikingerzeit war Färberwaid (Isatis tinctoria), eine Pflanze, die besonders in Mitteleuropa und auf den Britischen Inseln vorkam. Diese Pflanze war schon in der Antike bekannt und wurde von den Römern genutzt, um Stoffe zu färben. Die Wikinger kamen durch ihre Handelsverbindungen nach Britannien und das Fränkische Reich mit dieser Technik in Berührung.
Der Herstellungsprozess war komplex: Die Blätter des Färberwaids wurden geerntet, getrocknet und anschließend in Wasser eingeweicht. Die Flüssigkeit musste dann fermentieren, ein Prozess, bei dem die in der Pflanze enthaltenen Farbstoffvorstufen durch Bakterien in das eigentliche Pigment umgewandelt wurden. Dabei entstanden Indigo-Farbmoleküle, die sich nur in einem alkalischen Milieu auflösen ließen.
Um den Farbstoff auf Stoffe oder Leder zu übertragen, wurde das gefärbte Material in die Flüssigkeit getaucht und anschließend an der Luft getrocknet. Dabei oxidierte der Farbstoff, wodurch sich das typische kräftige Blau entwickelte. Besonders interessante Effekte konnten durch wiederholtes Eintauchen erzielt werden – je öfter der Stoff in das Färbebad getaucht wurde, desto intensiver wurde die Farbe.
Neben Färberwaid gab es noch einige weitere Methoden zur Gewinnung blauer Farbstoffe, die jedoch wesentlich seltener und aufwendiger waren. Lapislazuli, ein tiefblaues Mineral, das in Afghanistan und Zentralasien abgebaut wurde, war eine der teuersten Möglichkeiten, Blau herzustellen. Da Lapislazuli jedoch extrem selten war, wurde es hauptsächlich für Kunstwerke und religiöse Verzierungen verwendet und dürfte für Wikinger nur über weitreichende Handelsrouten zugänglich gewesen sein.
Ein weiteres mögliches Pigment war Azurit, ein blaues Kupfermineral, das für die Herstellung von Malfarben genutzt werden konnte. Es ist allerdings fraglich, ob die Wikinger bereits über das Wissen und die Möglichkeiten verfügten, um diesen Farbstoff gezielt für Textilien oder Dekorationen einzusetzen.
Blau war also nicht nur eine Farbe mit tiefgehender Symbolik, sondern auch ein Farbton, dessen Herstellung viel Wissen und Erfahrung erforderte. Dies machte sie zu einer der wertvollsten Farben, die nur bestimmten Gruppen der Gesellschaft zugänglich war.
In der Wikingerzeit hatte die Farbe Blau eine besondere Stellung und wurde für verschiedene Zwecke genutzt, die weit über die bloße Ästhetik hinausgingen. Da der Farbstoff kostspielig und aufwendig herzustellen war, wurde er in erster Linie von Wohlhabenden, Kriegern und spirituellen Autoritäten getragen oder in besonderen Kontexten verwendet.
Eine der häufigsten Anwendungen für Blau war die Färbung von Kleidung. Besonders die Gewänder von Jarls (Adligen) und angesehenen Kriegern konnten mit blauen Farbstoffen gefärbt sein, um ihren hohen Status zu demonstrieren. Während einfache Bauern oder Fischer oft Kleidung in Naturtönen oder mit günstigen Pflanzenfarben wie Gelb oder Braun trugen, galt Blau als Zeichen von Wohlstand und Macht. Je intensiver der Blauton, desto teurer war die Färbung, da mehr Färbevorgänge und eine höhere Qualität des Farbstoffs erforderlich waren.
Blau wurde auch für zeremonielle Gewänder verwendet, insbesondere wenn es um die Verehrung der Götter oder spirituelle Rituale ging. Priester oder Seherinnen könnten blaue Umhänge oder Tücher getragen haben, um ihre Verbindung zu höheren Mächten zu symbolisieren.
In der Kriegerkultur der Wikinger spielte Blau ebenfalls eine Rolle. Einige Quellen deuten darauf hin, dass Wikinger vor Schlachten ihre Körper möglicherweise mit blauen Farbstoffen bemalten, um einen furchterregenden Eindruck zu hinterlassen. Dies könnte ein Erbe der keltischen Kriegertraditionen gewesen sein, bei denen der blaue Waid-Farbstoff für rituelle Körperbemalung genutzt wurde.
Auch in der Dekoration von Waffen, Schilden und Bannern fand Blau Verwendung. Schilde konnten mit blauen Mustern bemalt werden, um sowohl Schutzmagie als auch Zugehörigkeit zu bestimmten Clans oder Heerführern zu symbolisieren. Einige Forscher spekulieren, dass Schiffe – insbesondere Drachenboote – möglicherweise mit blauen Akzenten versehen wurden, um die Wellen des Meeres darzustellen oder um die Macht ihres Besitzers zu betonen.
Sogar in der Inneneinrichtung und Kunst der Wikinger spielte Blau eine Rolle. Die Färbung von Holzschnitzereien oder Runensteinen mit blauen Pigmenten könnte dazu beigetragen haben, bestimmte Symbole oder Gravuren hervorzuheben. Besonders in Tempeln oder heiligen Stätten wäre Blau eine geeignete Farbe gewesen, um die Verbindung zu den Göttern zu unterstreichen.
Blau hatte in der Wikingerzeit eine doppelte Symbolik, die sowohl mit Macht und Schutz als auch mit dem Tod und der Unterwelt verknüpft war.
Eine der wichtigsten Verbindungen bestand zu Odin, dem obersten Gott der nordischen Mythologie. Einige Darstellungen deuten darauf hin, dass Odin blaue Kleidung oder einen blauen Mantel trug, was seine Verbindung zu Wissen, Magie und dem Himmel symbolisierte. Blau stand in diesem Zusammenhang für Weisheit, spirituelle Erkenntnis und die Fähigkeit, zwischen den Welten zu reisen – eine Eigenschaft, die Odin als Wanderer und Suchender nach Wissen auszeichnete.
Doch Blau war nicht nur mit positiven Aspekten verbunden. In manchen Sagas wird die Hautfarbe von Toten oder verfluchten Wesen als bläulich beschrieben. Dies könnte auf den Anblick von erfrorenen Leichen zurückzuführen sein, die in den skandinavischen Wintern eine bläuliche Färbung annahmen. Dadurch wurde Blau in bestimmten Kontexten auch mit dem Jenseits, den Geistern und der Unterwelt assoziiert.
Eine weitere Bedeutung hatte Blau als Farbe des Meeres und der Stürme. Die Wikinger, als Seefahrervolk, waren stark von den Launen des Ozeans abhängig. Das tiefe Blau des Meeres konnte sowohl Schutz als auch Bedrohung bedeuten – es war die Quelle des Reichtums durch Handel und Beutezüge, aber auch eine gefährliche und unberechenbare Kraft. Daher wurde Blau manchmal als Farbe der Ungewissheit, der Reise und des Schicksals interpretiert.
Blau stand auch für Stärke und Respekt. Jemand, der blaue Kleidung trug oder mit blauen Symbolen versehen war, zeigte damit, dass er über Macht oder besondere Fähigkeiten verfügte. Da die Herstellung blauer Farbstoffe aufwendig war, konnte es sich nicht jeder leisten, sich mit dieser Farbe zu schmücken.
Diese tiefgehende Symbolik machte Blau zu einer der faszinierendsten Farben der Wikingerzeit – eine Mischung aus Macht, Mysterium, Schutz und Unberechenbarkeit.
Blau war eine seltene und bedeutende Farbe in der Wikingerzeit. Sie wurde mit Stärke, dem Meer, Odin und übernatürlichen Kräften assoziiert und war ein Zeichen für Status und spirituelle Macht. Obwohl sie schwer herzustellen war, spielte sie eine wichtige Rolle in der Kleidung, in Bannern und möglicherweise auch in rituellen Kontexten. Blár war mehr als nur eine Farbe – es war ein Symbol für die unerschütterliche Entschlossenheit und das übernatürliche Wissen der nordischen Welt.
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