Das Wort Wikinger weckt sofort Bilder von wilden, bärtigen Kriegern, die mit ihren Langschiffen über die Meere segeln, Städte plündern und sich in epischen Schlachten beweisen. Doch wer waren die Wikinger wirklich? Und was bedeutet eigentlich das Wort "Wikinger"? In diesem Blogartikel tauchen wir tief in die Geschichte der Wikinger ein, erforschen den Ursprung des Namens, ihre Herkunft, ihre Kriegszüge und ihr tägliches Leben. Wir werden die Wikinger nicht nur als Krieger betrachten, sondern auch als Entdecker, Händler und Bauern, die das europäische Mittelalter entscheidend geprägt haben.
Ein ergänzendes Vorwort jedoch, da hier häufiger von Wikingern gesprochen wird. Mit "Wikinger" bezeichnet man kein Volk oder keine Rasse, keine Volksgruppe oder Vergleichbares. Es handelt sich - wie wir gleich feststellen werden - um ein altnordisches Verb. Wenn also ein junger Mann in Norwegen lebt, dann ist er ein Händler, Bauer, Jarl oder sonst etwas. Er ist kein Wikinger. Im gemeinen Volksmund sagt man heutzutage, dass dies ein Wikinger sei. Jetzt kommt die Handlung ins Spiel. Wikinger leitet sich vom altnordischen Wort vikingr ab. Hierbei meint man den Aktionismus, wenn diese Person auf einen Raubzug, Überfälle oder sonstige Aktivitäten geht. Man geht also auf "viking" - auf Raubzug. Nur in diesem Moment des aktiven Tuns ist er ein Wikinger. In seinem alltäglichen Leben eben nicht. Und nur als kleiner lustiger Randfaktor: Waren die "Wikinger" damals nicht auf Plünderzug, sondern auf Eroberung, wie in Englang, dann sind es eigentlich keine Wikinger, sondern nordische Krieger. Doch dazu kommen wir gleich mehr. Dieses Vorwort dient also nur der Klarstellung, dass das Wort Wikinger heutzutage (auch viel durch Medien, Hollywood und Co) die Volksgruppe meint, doch im eigentlichen Sinne ist es nur eine Umschreibung einer Handlung. Da wir von NorseStory jedoch auch einen kleinen Funken "Marketing" und "Reichweite" haben wollen, sprechen wir generell bei den nordischen Völkern von Wikingern. Und nun viel Spaß mit dem Blog!
Das Wort "Wikinger" hat eine komplexe und interessante Herkunft. Historisch gesehen stammt der Begriff aus dem Altnordischen, der Sprache der skandinavischen Völker während der Wikingerzeit (ca. 800-1050 n. Chr.). Das altnordische Wort "vikingr" bedeutet wörtlich "Piraten" oder "Raubfahrer". Es bezeichnete ursprünglich Menschen, die auf Raubzüge über das Meer gingen, insbesondere in fremde Länder. Das Wort selbst setzt sich wahrscheinlich aus zwei Teilen zusammen: "vik", was so viel wie "Bucht" oder "Einbuchtung" bedeutet, und "-ingr", was auf eine Person verweist. Der Begriff könnte also Menschen beschreiben, die in Buchten lebten oder von dort aus auf See fuhren.
Obwohl das Wort Wikinger eng mit Raubzügen und Plünderungen verbunden ist, waren nicht alle Skandinavier, die zur See fuhren, Wikinger. Viele Menschen aus der nordischen Region lebten als Bauern, Händler oder Handwerker. Doch diejenigen, die sich auf kriegerische Unternehmungen begaben – ob zum Zweck des Raubens, des Handels oder der Entdeckung neuer Länder – wurden als Wikinger bezeichnet.
In späteren Zeiten wurde der Begriff "Wikinger" verallgemeinert und auf das gesamte Volk angewandt, das während der Wikingerzeit in den Gebieten von Norwegen, Schweden und Dänemark lebte. Der Begriff erhielt im Laufe der Jahrhunderte auch eine romantische Note, und die Vorstellung der Wikinger als furchtlose Entdecker und Krieger wurde fest in der westlichen Kultur verankert.
Die Wikingerzeit erstreckt sich ungefähr von 800 bis 1050 n. Chr. und ist geprägt durch eine Phase intensiver Expansion, Entdeckung und Eroberung. In dieser Zeit unternahmen die skandinavischen Völker aus Norwegen, Dänemark und Schweden zahlreiche Seefahrten und erreichten dabei Regionen in ganz Europa, im Mittelmeerraum und sogar in Nordamerika. Diese Zeit wird oft durch die erste dokumentierte Wikingerinvasion in Lindisfarne, England, im Jahr 793 n. Chr. eingeleitet – ein brutaler Überfall auf ein christliches Kloster, der in den Quellen als Beginn des "Wikingerzeitalters" beschrieben wird.
Die Wikinger waren sowohl Plünderer als auch Händler und Siedler. Während sie auf der einen Seite für ihre Raubzüge in Ländern wie England, Irland und Frankreich bekannt sind, waren sie auf der anderen Seite auch fähige Händler und Seefahrer, die bis nach Byzanz, Bagdad und sogar nach Grönland und Nordamerika segelten. Diese Fähigkeit, sowohl kriegerische Unternehmungen als auch friedlichen Handel zu betreiben, machte die Wikinger zu einer der dynamischsten Kräfte des europäischen Mittelalters.
Während der Wikingerzeit breiteten sich die Nordmänner in fast alle Himmelsrichtungen aus:
Diese Reisen und Überfälle prägten das Bild der Wikinger als furchtlose Seefahrer und brutale Krieger, die keine Küste sicher ließen.
Überfälle sind das, wofür die Wikinger am bekanntesten sind. Ihre Langschiffe, die sowohl in tiefen als auch in flachen Gewässern navigieren konnten, ermöglichten schnelle und überraschende Angriffe auf unvorbereitete Küstenstädte und Klöster. Diese Schiffe waren das technische Meisterwerk der Wikinger und ermöglichten es ihnen, tief ins Landesinnere vorzudringen und zu plündern, bevor sie schnell wieder verschwanden. Die Angriffe auf die britischen Inseln, Frankreich und Spanien hinterließen bleibende Spuren in den Überlieferungen dieser Länder.
Neben den Raubzügen betrieben die Wikinger auch intensiven Handel. Die großen Handelszentren der Wikinger – wie Hedeby in Dänemark oder Birka in Schweden – waren Knotenpunkte für den Austausch von Waren aus der gesamten damals bekannten Welt. Die Wikinger handelten mit Pelzen, Bernstein, Sklaven und Metallen und tauschten diese gegen Luxusgüter wie Seide aus Byzanz oder Silber aus dem Nahen Osten.
Zu den größten Errungenschaften der Wikinger gehören ihre Entdeckungen. Die Wikinger unter Führung von Erik dem Roten besiedelten Grönland um das Jahr 985 n. Chr. und Leif Eriksson, Eriks Sohn, erreichte um das Jahr 1000 die Küsten von Nordamerika, ein Land, das er "Vinland" nannte. Diese Entdeckung fand Jahrhunderte vor der Reise von Christoph Kolumbus statt und zeigt die beeindruckenden Fähigkeiten der Wikinger als Entdecker und Seefahrer.
Die Wikinger waren jedoch nicht nur Plünderer, sondern auch Siedler und Bauern. In vielen der Gebiete, die sie angriffen, ließen sich die Wikinger schließlich nieder und gründeten Siedlungen. Besonders bekannt ist die Region der Normandie in Frankreich, die nach den Wikingern benannt ist (aus dem Französischen "Normanni" für "Nordmänner"). Hier wurden die Wikinger zu sesshaften Bauern und Kriegern und nahmen viele Aspekte der lokalen Kultur an.
Auch in England waren die Wikinger bedeutende Siedler. Unter der Herrschaft des dänischen Königs Knud des Großen (ca. 1016-1035) vereinten sie weite Teile Englands, Dänemarks und Norwegens zu einem Nordseereich. Viele englische Ortsnamen und sogar Dialekte weisen noch heute auf den Einfluss der Wikinger hin.
Die Wikinger waren auch großartige Händler, die ein riesiges Netz von Handelsrouten von Russland bis nach Konstantinopel und Bagdad aufbauten. Sie gründeten Städte wie Kiew und handelten mit Seide, Pelzen, Bernstein und sogar Sklaven. Diese Handelsaktivitäten waren ein wichtiger Teil der nordischen Wirtschaft und ermöglichten es den Wikingern, ihren Reichtum zu vergrößern.
Während die Wikinger für ihre Kriegszüge berüchtigt sind, bestand das Leben der meisten Nordmänner aus weit alltäglicheren Dingen. Die meisten Wikinger waren Bauern, die auf den fruchtbaren Böden ihrer Heimat Nahrung für sich und ihre Familien anbauten. Sie züchteten Vieh, pflanzten Getreide an und betrieben Fischfang. Das Leben auf den Höfen der Wikinger war hart, und die nordischen Winter konnten lang und unerbittlich sein. Dennoch schafften es die Wikinger, durch Handel, Jagd und Landwirtschaft zu überleben und oft sogar Wohlstand zu erlangen.
Auch das Handwerk spielte eine große Rolle im Leben der Wikinger. Die Wikinger waren geschickte Schmiede, Zimmerleute und Schiffbauer. Besonders bekannt sind die Langschiffe, die sie mit äußerster Präzision bauten und die sie auf ihren Kriegszügen und Handelsfahrten begleiteten. Diese Schiffe waren leicht, wendig und schnell und ermöglichten es den Wikingern, Flüsse hinaufzufahren und blitzschnelle Angriffe durchzuführen. Die Kunstfertigkeit der Wikinger zeigte sich jedoch nicht nur im Schiffbau, sondern auch in der Herstellung von Schmuck, Waffen und Alltagsgegenständen.
Das gesellschaftliche Leben der Wikinger war stark durch den Clan und die Familie geprägt. Jeder Hof war eine eigene kleine Gemeinschaft, in der alle Mitglieder Aufgaben übernahmen. Während die Männer oft auf See waren, um zu kämpfen oder zu handeln, führten die Frauen den Haushalt, kümmerten sich um die Kinder und verwalteten den Hof. Wikingerfrauen genossen im Vergleich zu anderen mittelalterlichen Kulturen relativ viel Freiheit und Einfluss. Sie hatten das Recht, Eigentum zu besitzen, sich scheiden zu lassen und Entscheidungen über den Hof zu treffen.
Die Religion der Wikinger war eine polytheistische Götterwelt, in der Götter wie Odin, Thor, Freya und Loki verehrt wurden. Diese Götter repräsentierten verschiedene Aspekte des Lebens, von Krieg und Weisheit bis hin zu Fruchtbarkeit und Liebe. Besonders wichtig war der Glaube an das Schicksal und die Nornen, die das Leben und den Tod jedes Wesens bestimmten.
Die Wikinger waren tief in ihren Mythen verwurzelt, in denen Helden wie Sigurd oder Ragnar Lodbrok legendäre Abenteuer erlebten und Drachen besiegten. Diese Geschichten wurden durch Skaldendichtung weitergegeben und halfen den Wikingern, ihre Werte und Glaubensvorstellungen zu festigen. Wir betonen an dieser Stelle, dass viele genannten Figuren und Personen Geschichten, Fiktionen und Legenden sind. Es gab viele Rituale und Opfer, die durchgeführt wurden, um die Götter zu ehren und ihren Segen zu erbitten, besonders vor Schlachten oder Erntezeiten. Blóts, die Opferzeremonien der Wikinger, wurden abgehalten, um den Göttern Tieropfer oder Nahrungsmittel darzubringen.
Walhalla, die Halle der Gefallenen, war der Ort, an dem tapfere Krieger nach ihrem Tod von Odin empfangen wurden, um dort bis zu Ragnarök, dem Ende der Welt, in ewiger Schlacht zu leben.
Die Sonne stand tief am Horizont, als Astrid, die Bäuerin des Hofes, den Hofhund Garm aus der Scheune rief. Der Winter näherte sich, und es gab noch viel zu tun, bevor der erste Schnee fiel. Ihr Mann Leif war auf einer Handelsreise in den Süden unterwegs, und die Verantwortung für den Hof lag nun in ihren Händen. Der Hof, umgeben von dichten Fichtenwäldern, lag still. Nur das entfernte Grunzen der Schweine und das Rufen der Hühner durchbrachen die Stille.
Astrid, ihre zwei Söhne und ihre Schwiegermutter waren die einzigen, die diesen Winter den Hof bewohnten. Sie arbeitete am Webstuhl, während ihre ältesten Söhne den letzten Holzvorrat für den Winter stapelten. Es war harte Arbeit, doch Astrid war es gewohnt, dass ihre Familie zusammenarbeitete, um den Hof am Laufen zu halten. Die Schafe mussten geschoren werden, die Ziegen gefüttert und die Rinder in die Scheune gebracht werden, bevor die kalten Nächte begannen.
In der Halle des Hauses, die den Mittelpunkt des Hofes darstellte, brannte ein großes Feuer. Über dem Feuer kochte eine Suppe aus Getreide, Kohl und etwas gepökeltem Fleisch, das vom letzten Schlachtfest übrig geblieben war. Die Schwiegermutter, alt und weise, erzählte Geschichten von den alten Göttern. Ihre knorrigen Finger strichen über das geschnitzte Hammer-Amulett um ihren Hals, während sie davon sprach, wie Thor einst die Midgardschlange bekämpfte.
Astrid blickte aus dem Fenster in die Ferne. Das Meer, das am Horizont schimmerte, erinnerte sie an Leif und seine Abenteuer. Würde er sicher nach Hause zurückkehren? Würde er reiche Beute oder seltene Waren mitbringen? Sie wusste es nicht, doch sie vertraute den Göttern, dass sie ihn beschützen würden. In der Zwischenzeit würde sie sich um den Hof kümmern, wie es die Wikingerfrauen seit Jahrhunderten taten.
Obwohl die Wikinger oft als wilde und ungezähmte Krieger dargestellt werden, legte ihre Gesellschaft überraschend großen Wert auf Teilhabe und Mitbestimmung. In der Wikingerzeit war das Althing, ein frühzeitliches Parlament, das in Island bereits 930 n. Chr. gegründet wurde, eine der ersten Formen eines demokratischen Systems in Europa. Das Althing war eine Versammlung freier Männer, die zusammenkamen, um Gesetze zu erlassen, Streitigkeiten zu schlichten und wichtige Entscheidungen über das Wohl ihrer Gemeinschaften zu treffen. Obwohl Frauen keine formelle Rolle in diesen Versammlungen spielten, war die Idee der Volksvertretung bemerkenswert fortschrittlich für die damalige Zeit.
Ein zentrales Element der politischen Organisation bei den Wikingern war die Bedeutung von Freien. Im Gegensatz zu vielen anderen mittelalterlichen Gesellschaften, in denen der Adel das Sagen hatte, konnten bei den Wikingern alle freien Männer an den Thing-Versammlungen teilnehmen. Der Thing diente als Gerichts- und Gesetzgebungsorgan und war ein Ort, an dem Rechtsstreitigkeiten geregelt und Gesetze festgelegt wurden. Diese Versammlungen fanden in regelmäßigen Abständen statt, und sie förderten den Austausch und die Kooperation innerhalb der Gemeinschaft.
Interessanterweise war der Begriff des "Things" nicht nur in Island verbreitet, sondern auch in anderen Teilen der nordischen Welt. In Norwegen, Schweden und Dänemark gab es ähnliche lokale Versammlungen, die das Prinzip der Teilhabe und Rechtsstaatlichkeit etablierten. Jeder Mann, der Land besaß, hatte das Recht, seine Stimme zu erheben, und obwohl es keine formale Wahl im modernen Sinne gab, war die Versammlung eine Plattform, auf der wichtige Angelegenheiten diskutiert und entschieden wurden. Auch wenn die Macht oft in den Händen der Jarl und Könige lag, spiegelte das Thing dennoch eine gewisse Demokratisierung wider, die es den Bürgern ermöglichte, an politischen Prozessen teilzunehmen.
Diese frühen demokratischen Institutionen inspirierten viele spätere politische Systeme in Europa. Die Idee einer Volksversammlung, in der Gesetze erlassen und Streitigkeiten beigelegt wurden, verbreitete sich und beeinflusste später sogar die Entwicklung des europäischen Parlamentswesens. Das Modell der Wikingergesellschaft zeigte, dass Einflussnahme und Entscheidungsfindung nicht nur einem König oder einer herrschenden Klasse vorbehalten sein mussten, sondern dass eine Gemeinschaft als Ganzes wichtige Entscheidungen treffen konnte.
Ein oft übersehener Aspekt der Wikingerkultur ist ihr fortschrittliches Verständnis von Hygiene und Körperpflege. Während das europäische Mittelalter oft als dunkel und schmutzig angesehen wird, waren die Wikinger für ihre Reinlichkeit und Körperpflege bekannt. Archäologische Funde wie Kämme, Pinzetten, Rasiermesser und Nagelpflege-Sets zeigen, dass die Wikinger großen Wert auf ihr Erscheinungsbild legten. Diese Gegenstände wurden oft aus Knochen, Elfenbein oder Metall gefertigt und weisen darauf hin, dass es in der Wikingerkultur gängige Praxis war, sich regelmäßig zu pflegen und sauber zu halten.
In der Wikingerzeit war es üblich, regelmäßig zu baden. Tatsächlich gibt es Berichte von christlichen Mönchen und anderen Zeitgenossen, die über die Badegewohnheiten der Wikinger erstaunt waren. Während in vielen Teilen Europas das Baden oft als unnötig oder sogar schädlich angesehen wurde, war es bei den Wikingern eine regelmäßige Praxis. Viele Wikingerhäuser hatten Schwitzbäder, die ähnlich wie Saunen funktionierten. Diese Bäder dienten nicht nur der Reinigung, sondern auch der Entspannung nach einem langen Tag harter Arbeit. Das Baden wurde in Gemeinschaften durchgeführt, und es war nicht ungewöhnlich, dass ganze Familien zusammen badeten.
Darüber hinaus hatten die Wikinger ein starkes Bewusstsein für persönliche Hygiene und waren bekannt dafür, dass sie ihre Haare und Bärte gut pflegten. Langes Haar und gut gepflegte Bärte waren in der Wikingerkultur ein Zeichen von Männlichkeit und Stärke, aber auch von Ehre. Es war üblich, sich die Haare zu kämmen und zu waschen, und es gibt Hinweise darauf, dass die Wikinger sogar Seife verwendeten. Diese Seifen wurden aus Tierfett und Holzasche hergestellt und hatten eine leicht peelingartige Wirkung, die half, den Körper von Schmutz zu befreien.
Die Pflege des Äußeren spielte auch in sozialen und rituellen Zusammenhängen eine Rolle. Es war üblich, sich vor Opferzeremonien oder großen Festen besonders zu reinigen. In den Sagas wird beschrieben, wie Krieger und Anführer sich vor wichtigen Ereignissen rasierten, die Haare kämmten und sich mit duftenden Ölen pflegten. Für die Wikinger war das äußere Erscheinungsbild ein Spiegel ihrer inneren Stärke und Disziplin. Dies steht im Gegensatz zu vielen mittelalterlichen Kulturen, in denen Körperhygiene oft als zweitrangig galt. Die Wikinger zeigten jedoch, dass körperliche Reinheit nicht nur für den Alltag wichtig war, sondern auch in spiritueller und sozialer Hinsicht Bedeutung hatte.
Obwohl die Wikinger für ihre kriegerischen Unternehmungen und harten Lebensumstände bekannt sind, wussten sie auch, wie man Freizeit und Unterhaltung genießt. Besonders beliebt waren verschiedene Brettspiele, von denen das bekannteste Hnefatafl war, ein altes strategisches Spiel, das in der nordischen Welt weit verbreitet war. Dieses Spiel, auch als "Königstafel" bekannt, hatte Ähnlichkeiten mit Schach und erforderte taktisches Denken und Geschick. Zwei Spieler traten gegeneinander an – einer als Angreifer, der andere als Verteidiger, wobei es das Ziel des Verteidigers war, den König sicher aus der Mitte des Spielfelds herauszuführen.
Brettspiele wie Hnefatafl waren nicht nur Zeitvertreib, sondern auch eine Möglichkeit, strategisches Denken zu trainieren. Für die Wikinger, die sowohl Krieger als auch Taktiker waren, war es wichtig, sich in Voraussicht und Planung zu üben. Spiele wie Hnefatafl förderten diese Fähigkeiten und boten gleichzeitig die Gelegenheit zur Geselligkeit. Sie wurden oft während der langen Wintermonate gespielt, wenn das Wetter zu schlecht war, um zu segeln oder auf Raubzüge zu gehen. Auch Knochenwürfel, die für verschiedene Glücksspiele verwendet wurden, waren beliebt und wurden häufig bei Festen und Feiern eingesetzt.
Neben Brettspielen hatten die Wikinger auch eine starke Verbindung zu sportlichen Aktivitäten. Wettkämpfe und Spiele, die Stärke, Geschick und Mut erforderten, waren ein wichtiger Teil der Wikingerkultur. Einer der beliebtesten Sportarten war das Schwingen, ein Zweikampf, bei dem die Kontrahenten versuchten, sich gegenseitig zu Fall zu bringen, indem sie ihre Körperstärke und Technik einsetzten. Auch Schwimmen und Wettläufe waren weit verbreitet. Diese Aktivitäten förderten nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch den Wettkampfgeist, der in der kriegerischen Gesellschaft der Wikinger hoch angesehen war.
Besonders hervorzuheben sind auch die Kampfkünste und Wettkämpfe, die oft während Festen und Feierlichkeiten stattfanden. Junge Männer nutzten diese Gelegenheiten, um ihre Fähigkeiten im Nahkampf zu testen und sich auf zukünftige Schlachten vorzubereiten. Diese Kämpfe waren oft sehr ritualisiert und hatten feste Regeln, doch sie boten auch die Möglichkeit, Ruhm und Ehre zu gewinnen. Solche Kämpfe wurden in Anwesenheit des gesamten Dorfes oder der Gemeinschaft ausgetragen und waren daher eine Form des öffentlichen Spektakels.
Ein faszinierender Aspekt der Wikingerkultur ist die relativ hohe Stellung der Frauen im Vergleich zu anderen Gesellschaften des Mittelalters. Wikingerfrauen genossen nicht nur persönliche Freiheit, sondern hatten auch Rechte, die in anderen Teilen Europas kaum existierten. Sie konnten Eigentum besitzen, Erbschaften antreten, Handel treiben und sich sogar scheiden lassen – Rechte, die in vielen anderen Gesellschaften dieser Zeit für Frauen undenkbar waren.
Eines der am meisten diskutierten Themen in Bezug auf Frauen bei den Wikingern ist die Existenz von Schildmaiden. In vielen Sagas und Legenden wird von Frauen berichtet, die in den Kampf zogen und an der Seite der Männer kämpften. Schildmaiden wie Lagertha wurden als furchtlose Kriegerinnen dargestellt, die ebenso tapfer wie ihre männlichen Gegenstücke waren. Die Idee, dass Frauen eine aktive Rolle im Kampf spielten, war in der Wikingerkultur nicht ungewöhnlich. Obwohl es keine archäologischen Beweise für die Existenz von Schildmaiden in großem Stil gibt, deuten viele Sagen und Berichte darauf hin, dass einige Frauen tatsächlich als Kriegerinnen in den Schlachten der Wikinger kämpften.
Neben den Schildmaiden spielten auch die Ehefrauen und Mütter der Wikinger eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben. Eine Wikingerfrau war oft die Verwalterin des Hofes, wenn ihr Mann auf Reisen oder Kriegszügen war. Sie sorgte für den reibungslosen Ablauf des täglichen Lebens, traf wichtige Entscheidungen über die Bewirtschaftung des Hofes und kümmerte sich um die Erziehung der Kinder. Die Macht und Verantwortung, die diesen Frauen übertragen wurde, zeigt, dass sie weit mehr als nur Hausfrauen waren – sie waren Managerinnen und Entscheidungsträgerinnen, die eine bedeutende Rolle im Familienleben spielten.
In den Sagas wird die Stärke der Frauen oft betont, sowohl auf physischer als auch auf emotionaler Ebene. Frauen wie Freydis Eiriksdottir (möglicherweise eine fiktive Person), die in der isländischen Saga von Vinland als mutige Kriegerin beschrieben wird, oder die vielen starken Ehefrauen, die in den Sagas als klug, weise und entschlossen dargestellt werden, verdeutlichen, dass Frauen in der Wikingerzeit nicht nur passiv, sondern aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnahmen. Auch in rechtlichen Angelegenheiten hatten Frauen Einfluss. Sie konnten im Falle einer Scheidung den Besitz der gemeinsamen Kinder und ihres Vermögens beanspruchen. Diese Frauenrechte waren für die damalige Zeit revolutionär und zeigen, dass die Wikinger eine Gesellschaft waren, in der Frauen, trotz ihrer harten Lebensumstände, eine bemerkenswerte Autonomie und Bedeutung hatten.
Die Sonne stand tief am Horizont, als Astrid, die Bäuerin des Hofes, den Hofhund Garm aus der Scheune rief. Der Winter näherte sich, und es gab noch viel zu tun, bevor der erste Schnee fiel. Ihr Mann Leif war auf einer Handelsreise in den Süden unterwegs, und die Verantwortung für den Hof lag nun in ihren Händen. Der Hof, umgeben von dichten Fichtenwäldern, lag still. Nur das entfernte Grunzen der Schweine und das Rufen der Hühner durchbrachen die Stille.
Astrid, ihre zwei Söhne und ihre Schwiegermutter waren die einzigen, die diesen Winter den Hof bewohnten. Sie arbeitete am Webstuhl, während ihre ältesten Söhne den letzten Holzvorrat für den Winter stapelten. Es war harte Arbeit, doch Astrid war es gewohnt, dass ihre Familie zusammenarbeitete, um den Hof am Laufen zu halten. Die Schafe mussten geschoren werden, die Ziegen gefüttert und die Rinder in die Scheune gebracht werden, bevor die kalten Nächte begannen.
In der Halle des Hauses, die den Mittelpunkt des Hofes darstellte, brannte ein großes Feuer. Über dem Feuer kochte eine Suppe aus Getreide, Kohl und etwas gepökeltem Fleisch, das vom letzten Schlachtfest übrig geblieben war. Die Schwiegermutter, alt und weise, erzählte Geschichten von den alten Göttern. Ihre knorrigen Finger strichen über das geschnitzte Hammer-Amulett um ihren Hals, während sie davon sprach, wie Thor einst die Midgardschlange bekämpfte.
Astrid blickte aus dem Fenster in die Ferne. Das Meer, das am Horizont schimmerte, erinnerte sie an Leif und seine Abenteuer. Würde er sicher nach Hause zurückkehren? Würde er reiche Beute oder seltene Waren mitbringen? Sie wusste es nicht, doch sie vertraute den Göttern, dass sie ihn beschützen würden. In der Zwischenzeit würde sie sich um den Hof kümmern, wie es die Wikingerfrauen seit Jahrhunderten taten.
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