Die Wikinger betrachteten Zeit nicht nur als praktisches Maß für den Alltag, sondern als spirituelles Konzept, das tief mit der Natur, der Mythologie und den Göttern verwurzelt war. Ihr Zeitverständnis spiegelte sich in den Namen der Wochentage wider, die ihren mächtigsten Göttern gewidmet waren, und in einem komplexen Lunisolar-Kalender, der sowohl Mond- als auch Sonnenzyklen berücksichtigte. Die Monate im Wikingerjahr markierten wichtige landwirtschaftliche und religiöse Ereignisse, die durch magische Rituale und Opferfeste gefeiert wurden. In diesem Blog tauchen wir tief in die Zeitstruktur der Wikinger ein und erkunden die mythologischen Ursprünge ihrer Wochentage sowie die spirituelle Bedeutung ihrer Monate.
Die Wochentage der Wikinger waren nach den wichtigsten Göttern der nordischen Mythologie benannt. Ihre Namen haben bis heute überlebt und sind in den germanischen Sprachen wie Englisch, Deutsch und den skandinavischen Sprachen erhalten geblieben.
Montag – Mánadagr („Tag des Mondes“)
Der Montag war Máni, dem Mondgott, gewidmet. In der nordischen Mythologie jagt Máni die Nacht durch den Himmel, verfolgt von einem Wolf. Der Montag stand für Wandlung, Neubeginn und Übergang, da der Mond stets seine Phasen wechselte.
Dienstag – Týsdagr („Tag des Tyr“)
Der Dienstag ehrte Tyr (Týr), den Gott des Krieges, der Ehre und Gerechtigkeit. Tyr war derjenige, der seine rechte Hand opferte, um den mächtigen Wolf Fenrir zu bändigen. Der Dienstag stand symbolisch für Mut, Opferbereitschaft und Gerechtigkeit.
Mittwoch – Óðinsdagr („Tag des Odin“)
Der Mittwoch war Odin (Óðinn) gewidmet, dem Gott der Weisheit, Magie und Schlachten. In seiner ewigen Suche nach Wissen opferte Odin sein Auge, um die Geheimnisse des Universums zu ergründen. Mittwochs wurden oft spirituelle Rituale und Weissagungen durchgeführt, da Odin als Gott des Schicksals galt.
Donnerstag – Þórsdagr („Tag des Thor“)
Der Donnerstag war der Tag des Donnergottes Thor, des Beschützers der Menschheit und Kämpfers gegen das Böse. An diesem Tag baten die Wikinger um Schutz, Stärke und fruchtbaren Regen. Thor war einer der beliebtesten Götter, dessen Name bis heute im englischen „Thursday“ erhalten blieb.
Freitag – Frjádagr („Tag der Frigg oder Freyja“)
Der Freitag war entweder der Göttin Frigg, der Schutzherrin der Ehe und Familie, oder Freyja, der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, geweiht. Dieser Tag war mit Familie, Liebe und Wohlstand verbunden – Werte, die für die Wikinger von zentraler Bedeutung waren.
Samstag – Laugardagr („Badetag“)
Der Samstag war der „Tag des Bades“, ein einzigartiger Name im Vergleich zu anderen germanischen und skandinavischen Völkern. Für die Wikinger war Körperpflege und Sauberkeit ein wichtiger Bestandteil des Lebens, der durch den Badetag wöchentlich zelebriert wurde.
Sonntag – Sunnudagr („Tag der Sonne“)
Der Sonntag ehrte die Sonnengöttin Sól, die wie der Mondgott Máni von einem Wolf durch den Himmel gejagt wurde. Der Tag der Sonne stand für Erneuerung, Wärme und das Licht des Lebens – ein hoffnungsvoller Abschluss der Woche und Symbol des ewigen Kampfes zwischen Dunkelheit und Licht.
Die Wikinger benutzten einen Lunisolar-Kalender, der sich sowohl nach den Mondphasen als auch nach dem Sonnenjahr richtete. Dieser Kalender war eng mit den Zyklen der Natur verbunden und wurde an wichtigen astronomischen Ereignissen wie der Sommersonnenwende und der Wintersonnenwende ausgerichtet.
Jahresbeginn und Zeitrechnung
Das neue Jahr begann entweder im Frühjahr oder zur Sommersonnenwende, wenn das Land nach dem langen Winter wieder fruchtbar wurde. Dies spiegelte sich auch in den wichtigsten Festen und Opferritualen wider, die den Göttern dargebracht wurden, um für eine reiche Ernte zu beten.
Monatliche Zeitrechnung
Die Monate wurden durch die Mondphasen bestimmt. Es gab zwölf Monate, die durch einen zusätzlichen „Schaltmonat“ ergänzt wurden, um Mond- und Sonnenkalender auszugleichen. Die genauen Bezeichnungen der Monate sind nicht vollständig überliefert, doch einige wichtige Namen sind aus altnordischen Quellen bekannt.
Die Monate im Wikingerkalender waren eng mit der Natur und den Zyklen des Lebens verknüpft. Jeder Monat spiegelte wichtige landwirtschaftliche, spirituelle oder soziale Ereignisse wider und war durch Mondphasen bestimmt. In einem Lunisolarkalender, der sowohl Mond- als auch Sonnenzyklen berücksichtigte, wurden diese Monate durch jahreszeitliche Veränderungen und mythologische Bezüge definiert.
Þorri (Januar - Februar)
Der Monat Þorri markierte die härteste Zeit des Winters, in der das Überleben von Vorräten und Gemeinschaftsarbeit abhing. In dieser kalten Periode wurden Winteropfer (Blóts) durchgeführt, um die Götter gnädig zu stimmen und Schutz vor eisigen Stürmen zu erbitten. Þorri war möglicherweise einer mythologischen Gestalt oder einem Wintergeist geweiht. Es gab sogar Feste wie das Þorrablót, bei dem Menschen in Festmählern zusammenkamen, um das Leben und die Gemeinschaft zu feiern – trotz der lebensfeindlichen Bedingungen der Natur.
Gói (Februar - März)
Nach Þorri folgte der Monat Gói, benannt nach einer mythischen Frau oder Göttin, die den Übergang vom Winter zum Frühling symbolisierte. Dieser Monat markierte das Schmelzen des Schnees und die ersten Vorzeichen des Frühlings. Obwohl die Kälte noch nicht vollständig gewichen war, galt Gói als Hoffnungsträger, da die Natur sich langsam zu regenerieren begann. Auch in dieser Zeit wurden Opferfeste abgehalten, um Fruchtbarkeit und reiche Ernten zu erbitten.
Einmánuðr (April)
Einmánuðr, der „eine Monat“, steht symbolisch für Neubeginn und Erwachen. Die Felder begannen zu tauen, und die ersten Vorbereitungen für die Frühlingsaussaat wurden getroffen. Die Tiere kehrten aus ihren Winterquartieren zurück, und das Leben auf den Höfen erwachte nach dem langen, dunklen Winter. Dieser Monat wurde auch mit Fruchtbarkeitsritualen in Verbindung gebracht, bei denen die Götter um Schutz und Erneuerung gebeten wurden.
Harpa (Mai)
Der Monat Harpa läutete das Sommerhalbjahr ein und war mit Freya, der Göttin der Liebe, Fruchtbarkeit und des Wachstums, verbunden. Harpa wurde oft mit Blumenfesten gefeiert, bei denen die Menschen ihre Häuser mit frischen Pflanzen und Kräutern schmückten. Tänze, Gesänge und Hochzeitsfeiern waren in dieser Zeit weit verbreitet. Der Beginn des Sommers bedeutete Hoffnung, Licht und Lebensfreude.
Skerpla (Juni)
Die genaue Bedeutung des Monats Skerpla ist unklar, doch er war wahrscheinlich mit Sommerarbeit und Aktivität verbunden. Die Tage waren lang und hell, was bedeutete, dass die Felder bestellt und die Viehzucht gepflegt werden mussten. Es war auch die Zeit, in der Handelsreisen und Raubzüge begannen, da das Meer durch die warmen Sommerwinde sicherer befahrbar wurde.
Heyannir (Juli)
Der Monat Heyannir bedeutete „Heuerntezeit“ und war eine der arbeitsintensivsten Zeiten des Jahres. In diesen Wochen mussten die Felder gemäht und das Heu für den Winter eingefahren werden. Jede helfende Hand wurde gebraucht, und die Menschen arbeiteten oft bis spät in die Nacht. Danksagungen an die Erdgötter und Ernteopfer wurden dargebracht, um für eine reiche Heuernte zu beten.
Tvímánuðr (August)
Tvímánuðr, der „zweite Erntemonat“, war der Höhepunkt der Erntezeit. Das Getreide wurde geschnitten, die Ernte auf die Höfe gebracht und für den langen Winter eingelagert. Dies war auch die Zeit der Markttreffen und Handelsfeste, bei denen Bauern und Handwerker Waren tauschten und sich auf den kommenden Winter vorbereiteten.
Haustmánuðr (September)
Der „Herbstmonat“ Haustmánuðr leitete den Beginn des Winters und die letzten Erntevorbereitungen ein. Äpfel, Beeren und Wurzeln wurden gesammelt und Konservierungsmethoden wie das Räuchern von Fleisch oder das Einlegen von Gemüse angewendet. Gleichzeitig fanden Dankeszeremonien und Herbstblóts statt, um die Götter für die Ernte zu ehren.
Gormánuðr (Oktober)
Der „Schlachtmonat“ Gormánuðr war eine harte und blutige Zeit, in der das Vieh geschlachtet wurde, um Nahrung für den Winter zu sichern. Fleisch wurde gepökelt, geräuchert oder getrocknet, um möglichst lange haltbar zu bleiben. In dieser lebenswichtigen Zeit war die gesamte Gemeinschaft auf Zusammenarbeit angewiesen, um die Wintervorräte rechtzeitig zu sichern. Rituale für Schutz und Überleben wurden in dieser Phase verstärkt durchgeführt.
Frermánuðr (November)
Frermánuðr, der „Frostmonat“, brachte den ersten harten Winterfrost mit sich. Die Tage waren kurz, die Nächte lang, und die Menschen zogen sich in ihre Langhäuser zurück. Es war die Zeit der häuslichen Arbeiten, des Handwerks und des Geschichtenerzählens. Oft wurden auch Runeninschriften für Schutz und Wohlstand während des Winters geritzt.
Jólmánuðr (Dezember)
Der „Julmonat“ Jólmánuðr war die heiligste Zeit des Jahres. Er umfasste die Wintersonnenwende, die in einem großen Julfest (Yule) gefeiert wurde. Das Julfest war eine Feier des Lichts, der Hoffnung und der Wiedergeburt der Sonne, die nach den dunklen Wintermonaten zurückkehrte. Es gab reiche Festmahle, Opfergaben an die Götter und magische Rituale, um das neue Jahr mit Wohlstand und Glück zu beginnen.
Einfach gesagt...
Die Monate der Wikinger spiegelten den Rhythmus der Natur und den Kreislauf des Lebens wider. Jeder Monat war mit Göttern, Naturereignissen und spirituellen Ritualen verbunden. Ihre Zeitstruktur war weit mehr als ein Mittel zur Organisation des Jahres – sie war ein spiritueller Leitfaden, durch den sie sich mit den Kräften der Natur und den Göttern verbunden fühlten.
Die Zeit wurde als göttlicher Zyklus gesehen. Der Kalender und die Wochentage der Wikinger offenbaren eine Kultur, die Zeit als heiligen Kreislauf verstand. Ihre Mythologie, Naturbeobachtungen und spirituellen Rituale waren eng miteinander verwoben und bestimmten das Leben in allen Bereichen. Wochentage wurden nach den mächtigsten Göttern benannt, während die Monate landwirtschaftliche Zyklen, Feste und spirituelle Feiern markierten. Für die Wikinger war Zeit nicht nur ein praktisches Maß, sondern ein spiritueller Leitfaden, der sie mit der Natur, den Göttern und dem Schicksal verband. Ihre Zeitstruktur zeigt uns eine tiefe Verbundenheit mit den Zyklen des Lebens – ein Vermächtnis, das bis heute in den Wochentagsnamen der germanischen Sprachen fortlebt.
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